Warum eigentlich "Glockenkolk"?

Woher kommt der Name?

Von Kurt-W. Seebo


Die Bezeichnung „Glockenkolk“ hängt mit einer Escheder Kirchenglocke zusammen.
 

Drei Glocken hatte der mit der Escheder Kirche nicht verbundene, freistehende Turm. Die große und die zweite Glocke wurden jeden Sonntag, sowie zu Beerdigungen, Trauungen und bei Feuer- und Sturmkatastrophen gebraucht. Die kleine Glocke dagegen war nur für Festtage bestimmt. Die große Glocke hieß „Anna Susanna“, wie ihre Inschrift verriet.

Weil nun diese Glocke gesprungen war, wurde sie im Jahre 1818 in einer Sandgrube westlich von Eschede umgegossen. Diese Grube,  die damals tatsächlich noch am westlichen Rand des Dorfes lag, das sich östlich beiderseits der Aschau erstreckte,  wurde nun von den Einheimischen Glockenkolk genannt, und dieser Name wurde beibehalten.

Es ist überliefert, dass der Schimmel eines Escheder Hofbesitzers die umgegossene Glocke vom Glockenkolk zum Kirchturm zurückgezogen hat. Merkwürdigerweise wurde sie auch mit einem Schimmel knapp 100 Jahre später wieder von dort weggebracht. Das war am 30. Juni 1917, als der Erste Weltkrieg schon drei Jahre tobte. Die Glocke wurde abgeholt, um zu Kanonen umgegossen zu werden.

Zu Ostern 1922 erhielt die Kirche dann drei neue Stahlglocken im Gewicht von 28, 12 und 8 Zentnern, die von der Firma Radler u. Söhne in Hildesheim geliefert wurden und abgestimmt waren auf f, a und c.

Nun ist mit der Geschichte der großen Kirchenglocke „Anna Susanna“ der erste Teil des Namens „Glockenkolk“ erklärt. Wie verhält es sich aber dem „Kolk“?

Wenn „Kolk“ in seinem Wortsinne als Auswaschung, Wasserloch verstanden wird, dann gibt das eine Anschauung von dem Glockenkolk, wie er sich nach Anfang des 19. Jahrhunderts vermutlich präsentierte: als eine Senke, die besonders in regenreicher Zeit ziemlich feucht gewesen sein dürfte.
Der Flurname „Glockenkolk“ ist also eine Bezeichnung, die sich vor knapp zweihundert Jahren aus dem Zusammentreffen eines örtlichen Ereignisses mit einer örtlichen Bodenbeschaffenheit gebildet hat – übrigens eine Name, der von hinten gelesen (Klokenkcolg) fast genauso klingt wie von vorne, aber das hat, meine ich, keine weitere Bedeutung.
 

Der Glockenkolk vor 100 Jahren

 

Quelle: Samtgemeinde Eschede

Ende der dreißiger Jahre weideten Schafe im Glockenkolk, der damals noch unbebaut war. Lediglich das Spritzenhaus der Feuerwehr, heute Rathaus, stand am Rand. Mitte der 60 er Jahre wurde das Gebäude der Hauptschule errichtet, 1969 die Glockenkolkhalle und 1989 der Grundschulneubau. Oben auf dem Bild sieht man das Grundschulgebäude von 1902.